Das Internet… unendliche Weiten, unendliche Möglichkeiten, das ultimative, gnadenlos demokratische Medium für alle. Für uns alle. Wir erinnern uns…
Ja, das war damals, zwischen 1993 und… sagen wir mal 2005.
Spätestens seit 2006, als google YouTube kauft und sich immer mehr Investoren auf die Idee des grenzenlosen, staatenlosen Marktes setzen, bei dem »The Sky« »The Limit« ist, geht es immer mehr nur noch darum die Aufmerksamkeit der Nutzer an undurchsichtige und skrupellose Werbetreibende zu verkaufen und damit die Neugier und die Kreativität seiner User gnadenlos zu Geld zu machen.
Plattformen wie »Facebook«, »YouTube«, »Twitter«, »Instagram« und co. schießen aus dem Boden und immer mehr Nutzer folgen dem Credo des »Web2.0« und »jumpen in«. Das Social Web ist geboren!
Bis 2024 waren weltweit geschätzt etwa 5 Milliarden Menschen auf mindestens einer Social Media Plattform aktiv. Das entspricht etwa 62–65 % der Weltbevölkerung.
Quelle: Die Suchmaschine deiner Wahl
Plattform Monatlich aktive Nutzer (MAU) Anfang 2024 3,05 Milliarden YouTube 2,5 Milliarden 2,5 Milliarden 2,0 Milliarden TikTok 1,6 Milliarden WeChat (China) 1,3 Milliarden Telegram 900 Millionen Snapchat 750 Millionen X (ehemals Twitter) 600 Millionen (Schätzung) 465 Millionen 430 Millionen 400 Millionen (aktive Nutzer, geschätzt)
Der flüchtige Blick auf die entsprechende Excel-Tabelle verrät dem geübten Betrachter:
Die vier größten Social-Media-Plattformen – Facebook, Instagram, YouTube und TikTok – erzielten im Jahr 2024 zusammen einen geschätzten Umsatz von rund 280 Milliarden US-Dollar.
In einem Jahr. Für Dienste, die für die Nutzer*innen komplett kostenlos sind.
So what’s the deal?
Okay, die Antwort ist jetzt weder einfach noch angenehm…
- Wir (und damit meine ich jede*n von uns, d* täglich »Social Media« nutzt)1 bezahlen diesen auf den ersten Blick »kostenlosen« »Service« mit unserer Zeit und… mit unseren Daten.
(Denn ja, die sog. AGB – die »Allgemeinen Geschäfts-Bedingungen« – der besagten Plattformen, denen wir meist ohne sie zur Kenntnis zu nehmen bei der Anmeldung zustimmen, besagen, dass alle Daten, die wir dort hinterlassen, ausnahmslos den Plattformen gehören und zu jedem erdenklichen Zweck benutzt werden dürfen)2 - Um möglichst viel Aufmerksamkeit für möglichst viele Werbeanzeigen zu generieren, sind die Algorithmen der o.g. Plattformen so gestaltet, dass sie das Verweilen der Nutzer auf der Plattform auf eine Weise belohnen, die dem physiologischen Phänomen der Abhängigkeit (Sucht) nachempfunden sind. Studie
Betroffen sind vor allem Kinder und Jugendliche. - Im Gegensatz zu klassischen Medien sind die besagten Plattformen nicht an irgendwelche (je nach Land unterschiedlichen) Regeln für die Verbreitung von Inhalten in Medien (in Deutschland der Medien-Staatsvertrag) gebunden, weswegen sie zu sich zu einer Prüfung der Qualität und Rechtmäßigkeit ihrer Inhalte und/oder der Entfernung rechtswidriger Inhalte nicht verpflichtet sehen3.
Und schliesslich last but not least: - Befinden sich die o.g. Plattformen allesamt im Privatbesitz multinationaler Konzerne mit Sitz in den USA (oder wie im Fall von TickTock in China), die ein zumindest fragwürdiges Bild von Rechtsstaat und »freier Meinungsäußerung« haben und sich eher der Rendite ihrer Aktionäre als der Erhaltung der Demokratie verpflichtet fühlen.
Mist!!! Und was nun??
Nun ja… es gibt da was, ganz ohne Werbung, Tracking und Willkür, ohne kommerzielle Interessen und toxische Algorithmen. Das Fediverse…
„Fediverse“ ist ein Kofferwort aus „federated“ (föderiert) und „universe“ (Universum). Es bezeichnet ein Netzwerk von unabhängig betriebenen Servern (auch „Instanzen“ genannt), die miteinander über gemeinsame Protokolle wie ActivityPub, OStatus oder Diaspora kommunizieren können.
Quelle: ebd.
Manche sagen auch „federated multiverse“.
Beispiele:
Plattform | Funktion ähnlich | Dokumentation |
---|---|---|
Mastodon | Twitter / X | |
PeerTube | YouTube | Production guide |
Pixelfed | Docker blueprint | |
Friendica | Facebook / Diaspora | |
Lemmy | ||
Mobilizon | Meetup / Eventbrite |
Vorteile des Fediverse:
- Dezentralität: Es gibt keinen zentralen Server oder Eigentümer, wie bei Twitter oder Facebook. Jeder kann seinen eigenen Server betreiben.
- Interoperabilität: Verschiedene Plattformen (z. B. Mastodon, PeerTube, Pixelfed, Misskey, Friendica) können miteinander kommunizieren, obwohl sie unterschiedliche Software verwenden.
- Nutzerkontrolle: Nutzer:innen behalten mehr Kontrolle über ihre Daten und Inhalte.
- Offene Standards: Die Kommunikation erfolgt über offene, standardisierte Protokolle, insbesondere ActivityPub(ein W3C-Standard).
- Keine Werbung / Tracking (in den meisten Fällen)
- Selbstbestimmung und Community-Kultur
- Vielfalt statt Monokultur
Ergänzt werden die offenen Standards des Fediverse für Social Media von dem Protokoll hinter der Matrix für Messaging und VoIP. Aber darum soll es in einem anderen Artikel etwas später gehen… Stay tuned!
Um einige der Plattformen bzw. Lösungen dahinter wird es in den nächsten Wochen und Monaten hier im Blog gehen, inklusive Installationsanleitungen und Tipps zur Verwendung und Vernetzung.
Falls ihr Fragen und Tipps habt, gerne kommentieren.
- Und leider auch all diejenigen, die gar nicht wissen, dass sie diesen Plattformen ausgesetzt sind und/oder unbewusst Inhalte dieser Plattformen konsumieren… ↩︎
- Bitte checkt selbst die AGB der Plattformen, auf denen ihr euch bewegt.. ↩︎
- Und dieser Verpflichtung seitens der Europäischen Union auch in den seltensten Fällen nachkommen ↩︎
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